Lilli und die Waldelfen

Können Lilli und die Waldelfen den Wald retten?
Ein Umweltmärchen für die Bühne von Claudia Weiß-Lorenz.

Das schüchterne Mädchen Lilli wird von den Kindern Lukas, Ben und Emma zu deren angeblichem Geheimversteck im Wald mitgenommen. Um jedoch zu ihrer Gruppe dazuzugehören, muss sie eine Mutprobe bestehen. Als Lilli dabei auf den Arm genommen wird, bleibt sie beleidigt im Wald zurück.

Dort begegnet sie den sonderbaren Waldelfen - Lorion, der ständig mit der Zunge schnalzt, Elfi, die wie ein Hund schnüffelt, Odania, die nur ans Essen denkt und Dagal mit dem Drachenschwanz - die Angst vor den Menschen haben. „Alle Menschen sind böse“ behaupten die Elfen. Denn die Menschen zerstören ihre Heimat, den Wald.

Schließlich gewinnt Lilli das Vertrauen der Elfen und sie erzählen ihr, dass die böse Hexe Madam Bellona, eine schillernde und etwas schräge Erscheinung, dem Bürgermeister ihren gesamten Schatz versprochen hat. Damit er den ganzen Wald abholzen lässt, um ein Einkaufs- und Freizeitzentrum mit U-Bahn zu errichten.

Da will Lilli den Elfen helfen und gemeinsam schmieden sie einen Plan, um die Zerstörung des Waldes zu verhindern. Wird es Lilli und den Waldelfen gelingen, den Wald zu retten?

Theaterpädagogische Perspektive:

"Lilli und die Waldelfen" von Claudia Weiß-Lorenz ist ein modernes Umweltmärchen für die Bühne, das die traditionelle Märchenstruktur nutzt, um wichtige Botschaften über Freundschaft, Mut, Umweltbewusstsein und die Macht des Zusammenhalts zu vermitteln. Die Geschichte kombiniert Elemente von kindlicher Unsicherheit, fantastischen Kreaturen und einem klaren ökologischen Anliegen.

Themen

Das Stück beleuchtet folgende relevante und lehrreiche Themen:

• Umweltschutz und Naturerhalt: Das zentrale Anliegen ist die Rettung des Waldes vor der Zerstörung durch menschliche Bauprojekte. Dies macht das Stück zu einem starken Plädoyer für den Schutz der Umwelt und nachhaltiges Denken.
• Akzeptanz und Überwindung von Ausgrenzung: Lilli, das schüchterne Mädchen, wird von den anderen Kindern zunächst gehänselt und ausgeschlossen. Durch ihre Begegnung mit den Elfen und ihr Engagement für den Wald lernt sie, ihren eigenen Wert zu finden und Teil einer neuen Gemeinschaft zu werden. Die Elfen überwinden ebenfalls ihre Vorurteile gegenüber den Menschen.
• Mut und Selbstvertrauen: Lilli muss ihre anfängliche Schüchternheit und Beleidigung überwinden, um den Elfen zu helfen und sich einer großen Herausforderung zu stellen. Ihre Entwicklung ist eine Geschichte der Stärkung des Selbstvertrauens.
• Vorurteile und deren Überwindung: Die Elfen haben starke Vorurteile gegenüber Menschen ("Alle Menschen sind böse"), die Lilli widerlegen muss. Das Stück zeigt, wie persönliche Begegnungen Missverständnisse und Vorurteile abbauen können.
• Die Macht des Zusammenhalts: Lilli und die Waldelfen erkennen, dass sie gemeinsam stärker sind und nur durch einen gemeinsamen Plan ihr Ziel erreichen können.
• Kritik an Konsum und Urbanisierung: Das geplante Einkaufs- und Freizeitzentrum mit U-Bahn steht symbolisch für eine rein kommerzielle Entwicklung, die die Natur rücksichtslos verdrängt.

Spielanreize

Das Stück bietet durch seine Mischung aus realistischer Kinderwelt und fantastischen Elementen vielfältige Spielanreize:

• Kontrastreiche Charaktere: Das Stück lebt von den unterschiedlichen Persönlichkeiten: die schüchterne Lilli, die frechen Lukas, Ben und Emma, die eigenartigen Waldelfen (Lorion, Elfi, Odania, Dagal) mit ihren spezifischen Ticks und die schillernde Hexe Madam Bellona. Dies bietet den Spieler:innen viel Raum für humorvolle und fantasievolle Charakterisierung.
• Fantastische Elemente: Die Waldelfen und die Hexe ermöglichen kreative Kostüme, Masken und physisches Spiel, das die einzigartigen Eigenheiten der Charaktere hervorhebt (z.B. Schnalzen, Schnüffeln, Drachenschwanz).
• Spannung und Abenteuer: Die Mutprobe, Lillis Alleinsein im Wald, die Bedrohung durch die Hexe und der gemeinsame Plan zur Rettung des Waldes sorgen für eine klare dramatische Spannung.
• Visuelle Gestaltung: Ein farbenfrohes und wandelbares Bühnenbild kann die Schönheit des bedrohten Waldes, das Versteck der Elfen und den Kontrast zur geplanten urbanen Bebauung darstellen.
• Möglichkeiten für Musik und Sounddesign: Die Geräuschkulisse des Waldes, die spezifischen Laute der Elfen und bedrohliche Musik für die Hexe können die Atmosphäre verstärken. Lieder oder Gesänge der Elfen könnten poetische Elemente hinzufügen.
• Botschaft ohne Zeigefinger: Die Umweltbotschaft wird organisch in die Geschichte eingebettet und durch die Handlung der Charaktere vermittelt, was sie für Kinder zugänglicher macht.

Zielgruppenansprache

Das Stück ist hervorragend geeignet für:

• Grundschule und Unterstufe (ca. 6–12 Jahre): Die klare Handlung, die fantastischen Figuren und die positive Botschaft sind für diese Altersgruppen sehr ansprechend und leicht verständlich.
• Theater-AGs, die ein Ensemble-Stück mit vielen Rollen und kreativen Gestaltungsmöglichkeiten suchen: Es ist ideal, um an der Darstellung von Tier- und Fantasiefiguren, am Zusammenspiel und an der Vermittlung einer Botschaft zu arbeiten.
• Schulprojekte zum Thema Umweltschutz, Toleranz oder Freundschaft: Das Stück bietet eine hervorragende Ausgangsbasis für Diskussionen und weiterführende Projekte.

Umsetzungsideen

• Stilisiertes Wald-Bühnenbild: Ein flexibles Bühnenbild, das die Stimmung des Waldes einfängt – vielleicht mit großen, bunten Blättern, Stoffbahnen als Bäumen oder Lianen, die auch zum Klettern genutzt werden können. Elemente, die die geplante Zerstörung andeuten (z.B. ein angedeuteter Bagger im Hintergrund), könnten visuell eingesetzt werden.
• Kreative Kostüme: Die Kostüme der Waldelfen sollten ihre Einzigartigkeit und ihre Naturverbundenheit unterstreichen. Madam Bellona kann durch ein überzogenes, vielleicht etwas schräges und glitzerndes Kostüm als Antagonistin hervorgehoben werden.
• Lichtstimmungen: Einsatz von grünem und blauem Licht, um die Magie des Waldes zu betonen. Dunklere, bedrohlichere Töne bei der Ankunft der Hexe oder der Bedrohung durch die Abholzung.
• Soundscape des Waldes: Das Schnalzen von Lorion, das Schnüffeln von Elfi, knisternde Blätter, Vogelstimmen und vielleicht bedrohliche Maschinen-Geräusche können die Atmosphäre verdichten.
• Physische Darstellung der Elfen-Tics: Die Ticks der Elfen (Zunge schnalzen, wie ein Hund schnüffeln) bieten großartige Möglichkeiten für körperliche Komik und Charakterzeichnung.
• Die Mutprobe: Kann spielerisch und mit viel Humor umgesetzt werden, um Lillis anfängliche Unsicherheit zu zeigen.

Rollenarbeit

Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:

• Für Lilli: Die Entwicklung von einem schüchternen, beleidigten Mädchen zu einer mutigen und entschlossenen Retterin. Die Spielerin muss ihre anfängliche Verletzlichkeit und ihre wachsende Entschlossenheit glaubhaft machen.
• Für Lukas, Ben und Emma: Die Darstellung von typischem Kinderverhalten – vielleicht etwas überheblich, aber nicht bösartig. Ihre anfängliche Distanz zu Lilli und ihre spätere Erkenntnis können angedeutet werden.
• Für die Waldelfen (Lorion, Elfi, Odania, Dagal): Jeder Elf benötigt eine spezifische körperliche und stimmliche Eigenheit (Tick). Sie müssen ihre anfängliche Skepsis gegenüber Menschen und ihre wachsende Freundschaft zu Lilli überzeugend darstellen.
• Für Madam Bellona: Die Darstellung einer schillernden, überzogenen Bösewichtin, die zwar bedrohlich, aber auch komisch wirkt.
• Ensemble-Arbeit: Das Stück lebt vom Zusammenspiel der Kindergruppe, der Elfen und ihrer gemeinsamen Mission. Das Timing in Dialogen und gemeinsamen Aktionen ist entscheidend.

"Lilli und die Waldelfen" ist ein zauberhaftes und wichtiges Stück, das mit seiner Mischung aus Humor, Fantasie und einer klaren Umweltbotschaft Kinder dazu anregt, über die Bedeutung von Freundschaft, Toleranz und den Schutz unserer Natur nachzudenhen.