Römisches Krippenspiel
Ein turbulentes Krippenspiel im Klassenzimmer von Tobias Schindler
Eines Tages eröffnet die Geschichtslehrerin ihrer Klasse, das sie plant mit ihnen ein Krippenspiel aufzuführen. Um den Bezug zum Unterricht nicht zu verlieren soll die Vorstellung nach römischer Tradition gestaltet sein, was bedeutet, dass alle tragenden Rollen der Aufführung von den Jungs gespielt werden sollen – einschließlich der Engel, der Jungfrau Maria und des Christkinds. Widerstrebend stimmen die Schüler zu.
Was als Idee im Klassenzimmer beginnt, mündet in einer turbulenten Aufführung.
Theaterpädagogische Betrachtung zu „Römisches Krippenspiel“
1. Inhalt und Thema
Römisches Krippenspiel ist eine humorvolle und zugleich nachdenkliche Inszenierung, die mit den Konventionen eines klassischen Krippenspiels bricht und es mit einer überraschenden historischen Perspektive verbindet: Die Schüler*innen setzen ein römisches Krippenspiel um, bei dem – ganz traditionell – alle Rollen, auch die weiblichen, von Jungen gespielt werden.
Die Idee, das Krippenspiel an den historischen Kontext anzupassen, führt zu vielen turbulenten und komischen Situationen im Klassenzimmer und auf der Bühne. Das Stück zeigt, wie Widerstände, Rollenbilder und Vorurteile spielerisch aufgebrochen werden können.
2. Gesellschaftlicher Bezug
- Das Stück spielt mit Rollenbildern und Geschlechterrollen, die heute hinterfragt werden.
- Es bietet einen humorvollen Zugang zur Geschichte und reflektiert dabei auch moderne Fragen zu Identität und Inklusion.
- Durch die Inszenierung im Klassenzimmer spiegelt es typische Gruppendynamiken unter Jugendlichen wider.
3. Dramaturgische Besonderheiten
- Die Verknüpfung von historischem Kontext und moderner Schulrealität schafft einen frischen, lebendigen Rahmen.
- Die Verweigerung und Akzeptanz der Schüler*innen ist zentrales Element für Konflikte und Komik.
- Das Stück nutzt humorvolle und turbulente Momente, um ernste Themen wie Tradition, Rollenbilder und Akzeptanz spielerisch zu thematisieren.
4. Theaterpädagogische Chancen
a) Rollentausch und Geschlechterrollen:
- Die Tatsache, dass Jungen auch weibliche Rollen übernehmen, lädt zur spielerischen Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen ein.
- Jugendliche können erforschen, wie sich Geschlechteridentität auf der Bühne ausdrückt und was das mit gesellschaftlichen Erwartungen zu tun hat.
b) Gruppendynamik und Zusammenarbeit:
- Die Inszenierung eines Krippenspiels im Klassenzimmer bietet einen idealen Rahmen für Teamarbeit und die Entwicklung sozialer Kompetenzen.
- Konflikte und Widerstände im Ensemble können thematisiert und gelöst werden.
c) Historisches Lernen durch Theater:
- Das Stück verbindet Geschichte und Gegenwart, wodurch historisches Wissen lebendig und erfahrbar wird.
- Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der römischen Kultur und deren Einflüssen kreativ auseinander.
d) Humor als Zugang:
- Humor erleichtert den Zugang zu komplexen Themen wie Tradition und Geschlechterrollen.
- Er fördert die Offenheit für neue Perspektiven und unterstützt die Identifikation mit den Figuren.
5. Pädagogische Impulse
- Rollenverständnis und Rollenklischees: Wie prägen Geschlechterrollen unser Verhalten – auf und hinter der Bühne?
- Umgang mit Widerständen: Wie kann man auf Ablehnung oder Vorbehalte im Team konstruktiv reagieren?
- Verbindung von Geschichte und Gegenwart: Wie wirkt das antike Rom in unserem heutigen Alltag nach?
- Teamarbeit und Kommunikation: Wie gelingt eine gemeinsame kreative Umsetzung trotz unterschiedlicher Meinungen?
Fazit:
Römisches Krippenspiel ist eine lebendige und witzige Auseinandersetzung mit Geschichte, Rollenbildern und Gemeinschaftsgefühl. Das Stück bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für Theaterprojekte mit Jugendlichen und schafft einen Raum für Reflexion und Spaß zugleich.