Von Groove & Gnade.
Was am Heiligabend wirklich geschah!
Dieses Weihnachtsstück lehnt sich an das englischsprachige Weihnachtslied ,,The little drummer boy" (der kleine Trommler) an. Von Nicola Rieger.
Ein Hirte, der sein ganzes Geld gespart hat, um sich seinen Traum einer eigenen Trommel zu erfüllen, wird von seinen Mitmenschen nur ausgelacht. Die verbitterten Hirten, mit denen er seine Zeit verbringt, lassen ihren durch Armut und mangelndes Ansehen entstandenen Frust an ihm aus, indem sie ihn verspotten. Gleichzeitig erwägen sie, für mehr Geld die römische Volkszählung zu unterstützen, die auch Maria und Joseph nach Bethlehem bringt und zur Herbergssuche zwingt.
Auch im himmlischen Paradies gibt es Unzufriedenheit. Fünf Engelsmitglieder des himmlischen Orchesters sind mit denen ihnen zugewiesenen Instrumenten nicht zufrieden und proben deshalb nicht mit dem nötigen Enthusiasmus, trotz der Warnung des Erzengel Gabriels, dass sie eine ganz besondere Rolle im Stall von Bethlehem erfüllen werden.
Gegen allen Widerstand hält der kleine Trommler an seinen Werten und an seinem Traum fest.
Nachdem ihm und den anderen Hirten der Engel die frohe Botschaft von der Ankunft des Messias verkündet hat, darf er schließlich dem Baby Jesus im Stall von Bethlehem ein Lied trommeln.
Die Engel erkennen die Trommel als das bei ihnen fehlende Instrument und machen begeistert mit ihm gemeinsam Musik. Auch die ungläubigen Hirten erkennen letztendlich, dass man in das Gute und ins Gelingen vertrauen kann und muss, wenn man im Leben glücklich sein will.
Theaterpädagogische Perspektive:
Nicola Riegers "Von Groove & Gnade" ist ein inspirierendes Weihnachtsstück, das die bekannte Geschichte des "Kleinen Trommlers" auf einzigartige Weise erweitert. Es verbindet die traditionelle Weihnachtsgeschichte mit den universellen Themen von Glaube an sich selbst, Überwindung von Widrigkeiten und der Kraft der Musik, um auch in einer von Misstrauen und Frustration geprägten Welt das Gute zu finden.
Themen
Das Stück beleuchtet folgende tiefgründige und zeitlose Themen:
- Der Glaube an den eigenen Traum und an sich selbst: Der Hirte, der sich eine Trommel wünscht, wird verspottet, hält aber dennoch an seinem Traum und seinen Werten fest. Dies vermittelt eine starke Botschaft von Resilienz und innerer Stärke.
- Umgang mit Armut und Frustration: Die verbitterten Hirten sind ein Spiegelbild der menschlichen Tendenz, Frust an Schwächeren auszulassen. Das Stück zeigt jedoch, dass auch in solchen Umständen Hoffnung und Vertrauen ins Gute möglich sind.
- Die Bedeutung von Musik und Ausdruck: Die Trommel des Hirten und die unzufriedenen Engel des Himmelsorchesters unterstreichen die verbindende und transformierende Kraft der Musik. Sie wird zum fehlenden Puzzleteil, das Himmel und Erde zusammenbringt.
- Demut und wahre Geschenke: Das Stück zeigt, dass das größte Geschenk an den Messias nicht materieller Art ist, sondern das aufrichtige Talent und die hingebungsvolle Darbietung des kleinen Trommlers.
- Misstrauen und seine Überwindung: Sowohl die Hirten als auch die Engel sind von Unzufriedenheit und Skepsis geprägt. Das Stück demonstriert, wie die Begegnung mit dem Wunder von Bethlehem zu einer Wandlung und dem Glauben an das Gute führt.
- Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit: Die letztendliche Harmonie zwischen Trommler, Engeln und Hirten im Stall von Bethlehem symbolisiert, wie Glaube und Musik Menschen über soziale und sogar himmlische Grenzen hinweg verbinden können.
Spielanreize
Das Stück bietet durch seine Mischung aus Realität und himmlischer Fantasie vielfältige und kreative Spielanreize:
- Kontrastreiche Welten: Das Stück wechselt zwischen der erdigen Realität der Hirten und der himmlischen Welt der Engel. Dies ermöglicht eine visuelle und akustische Gegenüberstellung von Armut und Überfluss, Frustration und himmlischer Erhabenheit.
- Musik als zentrales Element: Das "Musical"-Element des Titels und die Thematik der Trommel und des Himmelsorchesters bieten reichlich Gelegenheit für Gesang, Instrumentaleinlagen und rhythmische Choreografien. Die Musik kann die emotionalen Bögen des Stücks tragen.
- Charakterentwicklung: Der kleine Trommler, die verbitterten Hirten und die unzufriedenen Engel durchlaufen alle eine bedeutende Entwicklung. Dies bietet den Darsteller:innen viel Material für nuanciertes und ausdrucksstarkes Spiel.
- Humorvolle Momente: Die Unzufriedenheit der Engel mit ihren Instrumenten oder die Skepsis der Hirten können für komische Einlagen sorgen, die das Stück auflockern.
- Visuelle Poesie: Die Ankunft des Engels bei den Hirten und die Begegnung im Stall von Bethlehem bieten Potenzial für ästhetisch ansprechende Licht- und Bildeffekte.
- Bekannte Melodie neu interpretiert: Die Anlehnung an "The little drummer boy" erlaubt es, eine bekannte und beliebte Melodie in den Kontext einer erweiterten Erzählung zu stellen und ihr neue Bedeutung zu verleihen.
Zielgruppenansprache
Das Stück eignet sich hervorragend für:
- Grundschule und Unterstufe (ca. 8-12 Jahre): Die klare Handlung, die bekannten Weihnachtsfiguren und die positive Botschaft sind für diese Altersgruppen sehr ansprechend.
- Theater-AGs und Musik-AGs: Die Kombination aus Schauspiel und Musik ist ideal für Gruppen, die sowohl darstellerisch als auch musikalisch gefordert werden möchten.
- Schulaufführungen zur Weihnachtszeit: Es ist ein thematisch passendes und emotional ansprechendes Stück für die festliche Jahreszeit.
- Gemeindetheatergruppen: Das Stück bietet eine schöne Möglichkeit, die Weihnachtsgeschichte mit einer relevanten Botschaft neu zu erzählen.
Umsetzungsideen
- Wandelbares Bühnenbild: Ein minimalistisches Bühnenbild, das durch Licht und wenige Requisiten schnell zwischen der Hirtenlandschaft (Stein, Lagerfeuer), dem himmlischen Paradies (Wolken, Sterne) und dem Stall von Bethlehem wechseln kann.
- Kontrastierende Kostüme: Einfache, erdige Kostüme für die Hirten, vielleicht etwas schäbig, um ihre Armut zu betonen. Strahlende, vielleicht etwas exzentrische Kostüme für die Engel, die ihre "Unzufriedenheit" widerspiegeln.
- Lichtstimmungen: Warme, sanfte Lichter für den Stall. Mystisches Licht für die Engelerscheinung. Düstere Töne für die Verbitterung der Hirten.
- Sounddesign: Das Geräusch der Trommel als zentrales Element, vielleicht anfänglich klapprig und unsicher, dann klar und freudig. Himmlische Klänge für das Engelsorchester, die sich von disharmonisch zu harmonisch entwickeln.
- Choreografie: Einfache, aber ausdrucksstarke Choreografien für die Engel beim Proben und für die Hirten in ihrer Verbitterung und späteren Freude.
- Einsatz der Musik: "The little drummer boy" kann in verschiedenen Versionen oder Fragmenten im Stück erklingen, culminating in einem gemeinsamen, enthusiastischen Spiel am Ende.
Rollenarbeit
Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:
- Für den kleinen Trommler: Die Darstellung von Entschlossenheit, Trotz und unerschütterlichem Glauben an seinen Traum, trotz Spott. Seine Freude am Trommeln und seine Ehrfurcht vor dem Messias sind entscheidend.
- Für die verbitterten Hirten: Die Darstellung ihrer Frustration, ihres Zynismus und ihrer Ablehnung des Trommlers, aber auch ihrer schrittweisen Erkenntnis und ihrer Transformation.
- Für die Engel des Himmelsorchesters: Ihre anfängliche Langeweile und Unzufriedenheit muss glaubhaft sein, ebenso wie ihre spätere Begeisterung und das Erkennen des fehlenden Instruments.
- Für Erzengel Gabriel: Eine würdevolle und warnende, aber auch gütige Präsenz, die die himmlische Botschaft vermittelt.
- Maria und Josef: Ihre ruhige, dankbare und ehrfürchtige Präsenz im Stall.
- Kontraste spielen: Die Schauspieler:innen müssen in der Lage sein, die starken Gegensätze zwischen den Charakteren und ihren emotionalen Zuständen zu vermitteln.
- Musikalische Ausdruckskraft: Die Lieder und rhythmischen Einlagen müssen emotional und technisch überzeugend umgesetzt werden.
"Von Groove & Gnade" ist ein warmherziges und tiefgründiges Weihnachtsstück, das die Magie der Weihnachtsgeschichte nutzt, um eine zeitlose Botschaft über den Glauben an das Gute, die Kraft der Musik und die Möglichkeit der Verwandlung zu vermitteln.