Charaktere: 9 | 7m 1w 1n (+ 4 Klein-/Sprechrollen)

Besetzung: mind. 9 Darsteller | Variationen und Doppelbesetzungen möglich

Spieldauer: 80

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche

Publikum: Ab 12

Szenen/Akt: 5 Akte

Bilder: 3 (minimalistisch möglich)

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Das Haus der Bücher


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Das Haus der Bücher

Das Theaterstück zur Bücherverbrennung im Mai 1933 in Nazi-Deutschland
von Michael Paul und Anja Kurz 

2017 erschien der Roman „Das Haus der Bücher“ von Michael Paul.  In vielen Lesungen in Schulen wurde klar, dass das Thema Bücherverbrennung für Schulen ein sehr Bedeutendes ist und auch bei der jungen Generation in dieser Form auf großes Interesse stößt. Zusammen mit der Co-Autorin und der Erfahrung des Autors mit Theater-AGs an Schulen entstand dieses Theaterstück.

In Zeiten, in denen mit dem Satz „Ich habe ja nichts zu verbergen!“ allzu schnell und unbedacht Kontrolle freiwillig in andere Hände gegeben wird, während Freiheit, Demokratie und Meinungsfreiheit als selbstverständlich und naturgegeben angesehen werden, muss der Wert freien Denkens und der Literatur deutlicher werden.

Die Motivation der beiden Autoren ist, dass das Thema Bücherverbrennung in Erinnerung bleibt und den jungen Generationen die große Bedeutung und Wichtigkeit von freier Meinungsfreiheit, sowie der Wert der Literatur und von Büchern nähergebracht wird.

Das Stück soll in Schulen und beim Publikum zur Diskussion vor und nach dem Stück anregen.


Die Handlung (ausführlich):


  • Akt 1

Die drei Autoren Tucholsky, Ringelnatz und der 'Autor ohne Namen' (dieser steht stellvertretend für viele Autoren und repräsentiert diejenigen, die tatsächlich nach 1945 nicht wieder neu verlegt wurden und so tatsächlich dauerhaft Opfer der Nazis wurden) sprechen über die politische Entwicklung 1933 seit der Machtergreifung Hitlers und den unfassbar schnellen Umbau von der Demokratie zur Diktatur und aller gesellschaftlichen Organisationen und Strukturen. Und sie sehen voraus, dass es auch an ihnen als Schriftsteller bzw. Jude (Tucholsky) nicht ohne Folgen bleiben wird.

Emma und Konrad kommen zu Otto hinunter in den Keller / das Buchlager, „Ottos Reich“. Sie fragen nach Bestellungen und Emma erzählt, warum sich Otto so sehr in den Keller zurückgezogen hat, nur noch für die Bücher lebt. Auch reden sie darüber, dass auf der Straße etwas Bedrohliches für Schriftsteller im Gange ist. Emma und Konrad sind ein Liebespaar und verabreden sich fürs Kino.

Otto spricht mit den Autoren über die Entwicklung.

Der Inhaber und Verleger Wilhelm Kirchner (Emmas Onkel) kommt in den Keller und zeigt Otto ein Plakat, dass die SA und die Studenten überall aufhängen. Es kündigt die Bücherverbrennung an und fordert alle auf, zukünftig verbotene Bücher am 10. Mai zum Trommelplatz zu bringen um sie dort zu verbrennen. Otto ist entsetzt.

Die Autoren diskutieren darüber, was das für sie als Schriftsteller und für die Literatur bedeutet und was sie tun können.

Zwischenspiel 1
(
Überleitung 1. zu 2.Akt / im Hintergrund Umbau Bühnenbild)

Emma führt eine Gruppe Kunden/Besucher durch das Haus der Bücher und erzählt von dessen Geschichte seit 1722.



  • Akt 2

Die Kunden verteilen sich in der Buchhandlung, schauen sich nach Büchern um und Emma spricht mit der Kassiererin und einem Kunden.

Die Antagonisten, der NSDAP-Kreisleiter von Wehlau und der SA-Mann Wegner betreten die Buchhandlung und stürmen in das Kontor Kirchners. Sie überreichen Kirchner die Liste der Bücher und Autoren, die verbrannt werden sollen. Zudem lässt von Wehlau durchblicken, dass er die ganze Buchhandlung gerne für die Partei als Propagandainstrument vereinnahmen und enteignen würde. Von Wehlau verlangt deshalb auch, dass Kirchner persönlich die Bücher bei der Bücherverbrennung ins Feuer werfen muss. Er will damit symbolhafte Bilder für die Presse erzeugen.

Emma und Konrad erfahren, was von Wehlau verlangt und plant. Emma hat eine Idee, wie sie möglichst viele Bücher vor dem Feuer retten können. Die Aktion ist gefährlich und muss streng geheim bleiben. Kirchner ruft alle Mitarbeiter zusammen und informiert alle Mitarbeiter über die notwendige Arbeit, alle Bücher der „Schwarzen Liste“ auszusortieren und in den Keller zu bringen.

Zwischenspiel 2
(
Überleitung 2. zu 3.Akt / im Hintergrund Umbau Bühnenbild)

Die drei Autoren halten die Liste in Händen und diskutieren darüber. Tatsächlich stand bei Erich Kästner „Alles außer Emil!“ auf der Liste…



  • Akt 3

Otto soll entscheiden, welche Bücher sie retten können und welche sie trotzdem dem Feuer übergeben müssen. Er wendet sich verzweifelt direkt an das Publikum (!) und führt einen leidenschaftlichen Monolog zu der unlösbaren Aufgabe, den Büchern und Schriftstellern dabei gerecht zu werden.

Wegner kommt zu Otto in den Keller. Er will das Aussortieren der Bücher überprüfen. Doch zwischen Wegner und Otto schwelt noch ein alter Konflikt um Hannah, Ottos Frau, eine Jüdin, in die Wegner einmal verliebt war. Wegner droht Otto, dass er nur auf einen Fehler wartet, um zuschlagen zu können.

Einige Tage später, dem 10. Mai sind die letzten Kisten gepackt und alle Umschläge der Bücher ausgetauscht. Konrad entdeckt, dass Otto eine Pistole hat.

Wegner kommt mit ein paar Studenten der „Taskonia Königsberg“ in den Keller und sie kontrollieren die letzten, auch die bereits auf den LKW verladenen Kisten, entdecken den Schwindel aber nicht.

Am Abend fahren Kirchner, Otto und Konrad zum Trommelplatz. Emma bleibt in der Buchhandlung. Den drei Autoren wird klar, dass es ihnen nun „an den Kragen“ geht.


  • 4. Akt

Die Menge ist rund um den vorbereiteten Scheiterhaufen versammelt. Darunter stehen nun auch direkt die drei Autoren. Wegner kontrolliert alles, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Die Studenten stehen mit Fackeln bereit, die Fotografen warten auf gute Bilder. Als Otto den LKW langsam rückwärts an den Platz heranfährt (nur der hintere Teil der Ladefläche ist zu sehen), beginnt die Musik zu spielen.

Optional: Einspielung des Videos mit der Originalrede von Josef Goebbels auf dem Opernplatz in Berlin
(bei einer Aufführungslizenz erhalten Sie das Video und weitere Materialien für Ihre Inszenierung per Download) 

Die Studenten entzünden das Feuer. Von Wehlau beginnt mit seiner Rede und heißt Kirchner ausdrücklich willkommen. Erste Bücher werden ins Feuer geworfen. Dann beginnt von Wehlau mit den Feuersprüchen zu einzelnen Schriftstellern.

Bei ihren eigenen Feuersprüchen verlassen Tucholsky und Ringelnatz wortlos die Bühne und verschwinden. Eine Zivilistin erkennt den Autoren ohne Namen und zeigt auf ihn. Der Autor geht. (Die Szene hat sich so in Berlin am Opernplatz mit Erich Kästner abgespielt!).

Kirchner, Otto und Konrad müssen ihre Kisten zum Feuer tragen und die Bücher ins Feuer werfen. Die Fotografen schießen Fotos von Kirchner, wie er die Bücher ins Feuer wirft.

Konrad fällt eine Kiste zu Boden und die Bücher fallen heraus. Studenten eilen herbei und wollen die Bücher aufheben, doch damit droht der Schwindel aufzufliegen. Im letzten Moment hat Otto eine Idee, rempelt einen der Studenten um, die Fackel fällt zu Boden und alle Bücher stehen in Flammen.

Die Nationalhymne verklingt und Wegner ist unzufrieden, dass die Buchhändler offensichtlich alles befolgt haben wie gefordert. Doch er traut der Sache nicht. Als ein Student beim Aufräumen ein nicht ganz verbranntes Buch findet mit einem Umschlag von den Buddenbrooks, aber als Inhalt „Mein Kampf“ hat, fliegt alles vermeintlich auf.

Zwischenspiel 3
(
Überleitung 4. zu 5.Akt / im Hintergrund Umbau Bühnenbild)

Emma kommt in der Nacht zurück in den Keller und wartet ungeduldig auf die Männer.


  • Akt 5 

Der Tisch der Autoren ist leer…

Die Männer kommen zurück und alle sind erleichtert in dem Glauben, dass ihr Plan aufgegangen ist und niemand etwas gemerkt hat.

Als Kirchner, Emma und Konrad nach oben gehen, will Otto noch einen Moment bei seinen Büchern bleiben. Er bemerkt, dass die Schriftsteller nicht mehr da sind. Ihn plagt das schlechte Gewissen.

Da stürzt plötzlich Wegner in den Keller. Er wirft ihm das halbverkohlte Buch auf den Tisch. Als Wegner Otto ankündigt, dass sie verhaftet werden, die Buchhandlung konfisziert wird und er sich dann ganz persönlich um Hannah, Ottos Frau, kümmern würde, kommt es zur körperlichen Auseinandersetzung. Wegner zieht seine Pistole, während Otto zu Boden stürzt. Auch der zieht seine Pistole und sie zielen aufeinander. Mit den zeitgleichen Schüssen geht das Licht auf der Bühne aus und der Vorhang fällt.


  • Epilog

In den einsetzenden Applaus (das Publikum wird überzeugt sein, dass das das Ende ist!) tritt der Autor ohne Namen vor den Vorhang.

Mit einem nachdenklichen Schlusswort beendet er die Geschichte und verbindet die Handlung mit der Aktualität der Neuzeit. Dann öffnet sich der Vorhang und der gesamte Cast steht vor dem Publikum zum Schlussapplaus.



Hinweis der Redaktion:  

Der Roman 'Das Haus der Bücher' ist im BUNTE HUNDE Verlag erhältlich. ( www.bunte-hunde.de )