Charaktere: 8 | 3w, 5m

Besetzung: 8 Darsteller | Variationen möglich

Spieldauer: 80

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche

Publikum: Ab 14

Szenen/Akt: 3 Akte / 26 Szenen

Bilder: 3

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter

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Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter

Eine Geschichte über die vermeintliche Last der Schuld von Hansjörg Nessensohn

Der 17-jährige Jonas plant seinen Suizid auf Mallorca, an dem Ort, an dem seine Schwester Lina vor zwei Jahren verschwunden ist. Er sieht dieses Vorhaben als letzte Möglichkeit, seiner Schuld, die er sich wegen dieses Familienschicksals gibt, zu entkommen. Davon abgehalten wird er durch die zufällige Begegnung mit zwei Gleichaltrigen, die ihm vor Augen führen, dass es mit realen Freunden an der Seite immer einen Weg aus der Hoffnungslosigkeit gibt.

1. Akt: Die beiden Freunde Timon und Sunny sind auf dem Weg in den Urlaub und gabeln unterwegs Jonas auf, der vor allem auf Sunny einen ziemlich merkwürdigen Eindruck macht. Berechtigterweise, denn Jonas will sich – angekommen auf Mallorca – das Leben nehmen. Im letzten Augenblick können Sunny und Timon ihn von diesem Schritt abhalten.

2. Akt: Sunny und Timon nehmen Jonas mit in das Ferienhaus von Sunnys Eltern. Dort nähern sich die drei teilweise widerwillig an und nicht nur Jonas, sondern auch Sunny und Timon beginnen zu spüren, dass ihnen die aufkeimende, reale Freundschaft guttut. Bis eine Pressekonferenz wg. Linas Verschwinden alles zum Einstürzen bringt.

3. Akt: Alle Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die tote Lina wird gefunden und Jonas muss sich fragen, ob er sein ursprüngliches Vorhaben weiterhin durchziehen will. Genau wie Sunny und Timon, die vor der Entscheidung stehen, ob sie wegen eines Missverständnisses und eines dummen Streits die Gefühle füreinander aufs Spiel setzen wollen.

Die Spielszenen auf der „hellen“ Seite werden durch kürzere Sequenzen auf der „dunklen“ Seite unterbrochen, um zu verdeutlichen, welchen Leidensweg Jonas zwei Jahre durchgemacht hat. Es gibt keine Pausen, nur Lichtwechsel.

Der jüngere Jonas wird von einem zweiten Spieler, evt. mit längeren Haaren, dargestellt. Einer der beiden Schauspieler singt am Ende des Stücks ein Lied.





Theaterpädagogische Perspektive:

„Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ – Schuld, Sprachlosigkeit und der Weg zurück ins Leben

Das Stück „Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ konfrontiert uns mit einer der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit: der inneren Vereinsamung junger Menschen im Spannungsfeld von familiärem Trauma, emotionaler Überforderung und dem Schweigen über psychische Krisen.

Theaterpädagogisch bietet der Stoff einen intensiven Zugang zu zentralen Themen wie Schuld, Trauer, Suizidgedanken, familiäres Schweigen und dem existenziellen Bedürfnis nach echter Begegnung. Im Zentrum steht Jonas, dessen scheinbar unausweichlicher Entschluss, seinem Leben ein Ende zu setzen, nicht aus dramatischem Impuls, sondern aus tiefer, leiser Verzweiflung erwächst – ein Zustand, den viele junge Menschen aus ihrem eigenen emotionalen Erleben zumindest ansatzweise kennen.

Die besondere Stärke des Stückes liegt in der Wendung: Es ist nicht die große Rettungstat, die Jonas umstimmt, sondern eine zufällige Begegnung mit Gleichaltrigen – eine subtile, stille Form von Menschlichkeit, die sich als Gegenkraft zu innerer Isolation entfaltet. Gerade diese unspektakuläre Form der Hoffnung ermöglicht in theaterpädagogischen Prozessen einen geschützten Raum, um über eigene Strategien des Umgangs mit Krise, Hilflosigkeit oder Schuldgefühlen nachzudenken – jenseits von pädagogischer Bewertung oder vereinfachender „Moral“.

Das Stück fordert keine schnellen Lösungen, sondern ermutigt zur Reflexion: Wie sprechen wir über das, was uns überfordert? Welche Rollen spielen Freundschaft, Schweigen und das Nicht-Gehörtwerden im Leben junger Menschen? Das Theaterspiel selbst kann hier zu einem Akt der Selbstermächtigung werden – es erlaubt Jugendlichen, sich über Sprache, Bewegung und Perspektivwechsel der Sprachlosigkeit zu widersetzen.

Didaktisch und inszenatorisch eignet sich der Stoff für ältere Jugendliche (ab ca. 15 Jahren), vor allem im schulischen Kontext oder in Jugendclubs. Durch die klare Fokussierung auf wenige Figuren und starke emotionale Binnenkonflikte ist eine intensive Arbeit in kleinen Gruppen möglich. Begleitende theaterpädagogische Einheiten sollten Raum geben für biografisch angeleitete Improvisationen, Perspektivwechsel und Gesprächsformate, in denen über Grenzerfahrungen gesprochen werden darf – ohne sie in pädagogische Bahnen zu lenken.

Fazit:
„Und dieses verdammte Leben geht einfach weiter“ ist ein berührender, fein gearbeiteter Text über das Überleben in einer als sinnlos erlebten Welt. Gerade weil das Stück keine einfachen Antworten gibt, ist es theaterpädagogisch so wertvoll – es öffnet den Raum für Selbstbefragung, Solidarität und den leisen Mut, weiterzugehen.