Musiktheater & Musical

Charaktere: 16 | 6w, 10m

Besetzung: 16 Darsteller | Variationen und Doppelbesetzungen möglich

Spieldauer: 60

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche, Kinder

Publikum: Ab 12

Szenen/Akt: 15

Bilder: 8

Tarif: 5

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Hausmeister Oberon oder Zoff im Treppenhaus


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Hausmeister Oberon oder Zoff im Treppenhaus

Das Stück von Jens Marnowsky ist eine Überschreibung bzw. auch Fortsetzung des Sommernachtstraumes von Shakespeare. In allen Figuren lassen sich die Originale von Shakespeare wiederfinden, die jetzt in der Gegenwart in einem Mietshaus spielen.

In einem Mietshaus versucht Hausmeister Meyer alles in Ordnung zu halten, aber ständig lassen Mieter die Türen offen, vor allem zum Dachboden, auf dem eine Theater- WG ihre alten Kulissen abgestellt hat.

Jetzt soll der Dachboden geräumt werden, der Brandschutz und die Versicherung wollen es so. Puck und sein Gehilfe Pack sollen diese Arbeit ausführen; die Vermieterin überwacht alles. Das Ehepaar Eggestein (Hermia und Lysander) planen einen Outdoor- Urlaub, können sich aber nicht über die mitzunehmende Ausrüstung einigen. Familie Paul (Helena und Demetrius haben eine Tochter, Laura) leben getrennt, Laura bei ihrer Mutter. Sie fühlt sich allein und muss den „Sommernachtstraum“ lesen. Ihr Vater kommt heimlich, um sie zu besuchen, versteckt sich auf dem Dachboden, wird entdeckt und verjagt - trifft sich aber heimlich mit seiner Tochter, ganz zum Leidwesen der Mutter Helen.

Die beiden Senioren Adalbert und Frau Hüppelmann (Pyramus und Thisbe) haben Probleme zusammenzukommen, aber Adalbert gibt nicht auf. Die Theater- WG streitet sich um Stücke und Stile, man kämpft um das künstlerische Überleben.

Herr Meyer macht Frau Paul unmoralische Angebote, Laura und Puck/Pack beauftragen die WG, ihm einen Streich zu spielen, indem sie die Malvolio-Falle stellen: den klassischen gefälschten Brief.

Als die WG später „Was ihr „wollt“ aufführt, muss Meyer erkennen, dass er reingelegt worden ist.

Durch einen Blitzeinschlag fängt der Dachboden Feuer, Laura, die sich dort versteckt hat aus Protest gegen ihre Mutter, die sich mit ihrem Mann nicht versöhnen will, wird gerettet, und die Vermieterin bedankt sich großzügig; sie lädt alle Mieter zu einer Kreuzfahrt ein (Titanias Schiff heißt Titanic).

Die WG darf dort spielen, die Familie zieht in deren große Wohnung, und es kommt heraus, dass Puck und Pack die verheimlichten Kinder von Hausmeister und Vermieterin sind…..



Theaterpädagogische Betrachtung: Hausmeister Oberon oder Zoff im Treppenhaus

Eine moderne Shakespeare-Überschreibung von Jens Marnowsky

1. Inhalt & Struktur

Dieses Stück überträgt Shakespeares berühmten „Sommernachtstraum“ in die Gegenwart eines Mietshauses. Die Figuren aus dem Original erscheinen in modernen Entsprechungen: Der Hausmeister als Oberon, Puck als Handlanger im Auftrag der Vermieterin, eine zerstrittene Familie Paul als modernes Helena–Demetrius-Paar, eine streitlustige Theater-WG mit künstlerischen Ambitionen und ein Seniorenpaar in bester Pyramus-und-Thisbe-Tradition.
Die Handlung kulminiert in einem komischen Geflecht aus Beziehungskrisen, Verwechslungen, WG-Zwist, Liebesverwirrung und einem Dachbodenbrand – bis am Ende eine utopische Versöhnung auf hoher See ins Spiel kommt.

2. Relevanz für junge Ensembles

  • Ideales Stück für ältere Schulklassen, Theater-AGs oder Jugendgruppen: Es bringt Shakespeare humorvoll, aber auch tiefgründig ins Heute.
  • Die modernen Konflikte (Beziehungsstress, Eltern-Kind-Konflikte, Wohnraummangel, Kunst gegen Bürokratie) sind für Jugendliche nachvollziehbar.
  • Die Anspielungen auf Sommernachtstraum, Was ihr wollt und Malvolio machen das Stück gleichzeitig zu einem spielerischen Zugang zur Welt des klassischen Theaters.

3. Theaterpädagogische Zugänge

a) Shakespeare goes Mietshaus – Identitätsarbeit

  • Gruppenarbeit: Wer ist wer im Original? Wer ist wer im Mietshaus?
  • Spielerische Übung: „Charakter-Clash“ – zwei Figuren aus Original und Gegenwart begegnen sich und diskutieren ihr Beziehungsleben.
  • Fokus: Figurenspiegelung und psychologische Tiefenschärfung in der Komödie.

b) Körper- und Spracharbeit: Alt vs. Neu

  • Szenen doppelt spielen lassen – einmal im Shakespeareschen Tonfall, einmal in heutiger Jugendsprache.
  • Bewusstsein schaffen für Unterschiede in Sprache, Tempo, Duktus und Körperausdruck.
  • Ideal für Improvisationen und Textarbeit mit Originalzitaten.

c) Komik, Timing & Slapstick

  • Der Streich um den Malvolio-Brief bietet Raum für Slapstick-Training, Clownstechniken und Übertreibung.
  • Szenisches Training: Reaktionen inszenieren – Körpersprache ohne Worte (z. B. als Meyer den Brief liest).
  • Komik durch Missverständnisse: Tempo, Rhythmus, Lücken in Dialogen gezielt inszenieren.

d) Sozialer Realismus trifft Fantastik

  • Der Mix aus Mietshaus-Alltag, Beziehungsdrama und mystischer Auflösung (Puck & Pack als Kinder des Hausmeisters!) lädt zu ästhetischen Kontrasten ein.
  • Übungen zu Stilbrüchen: realistische Szene – dann plötzlicher Märchenton – dann wieder Groteske.

e) Rolle der WG – Kunst & Krise

  • In der Theater-WG spiegeln sich Fragen künstlerischer Identität, Gruppenprozesse, Stilkonflikte.
  • Ansatz für metatheatrale Übungen: Die WG probt ein Stück – lasst verschiedene Genres ausprobieren (Tragödie, Slapstick, Musical).

f) Abschluss als utopisches Bild

  • Die Kreuzfahrt mit Schiff „Titanic“ als ironisches Happy End: Einladung zur Diskussion – ist alles gut oder nur schön verpackt?
  • Alternative Enden erarbeiten lassen: z. B. realistisches vs. märchenhaftes Ende.

4. Ensemblearbeit & Inszenierung

  • Vielfältige Rollen für ein mittelgroßes bis großes Ensemble
  • Viele gleichwertige Sprechrollen – demokratische Rollenstruktur
  • Eignet sich gut für Spiel im Raum: Mietshaus kann mit unterschiedlichen Spielebenen (Keller, Treppenhaus, Dachboden) szenografisch kreativ gestaltet werden
  • Möglichkeit zur Integration von Musik, Tanz, Filmprojektion oder Kulissentheater (Theater-WG als Spiel-im-Spiel)

Fazit

„Hausmeister Oberon oder Zoff im Treppenhaus“ ist eine kluge, zugängliche und sehr spielbare Shakespeare-Überschreibung, die Theaterpädagogik, Humor und gesellschaftliche Themen auf unterhaltsame Weise verbindet.
Sie bietet eine Fülle von Anknüpfungspunkten für sprachliches, körperliches, analytisches und kreatives Arbeiten mit Jugendlichen – sowohl für fortgeschrittene Theatergruppen als auch für Schüler:innen, die erste Bühnenerfahrungen sammeln.

Hörproben: 

Wir haben Ihnen einmal die begleitende Klaviermusik für die instrumentale Untermalung der acht Songs aus dem Stück zusammengestellt.

Hörbeispiel: Puck-Ballade (Klavier mit angedeutetem Gesangspart)

Hörbeispiel: Adalberts-Ballade (Klavier mit angedeutetem Gesangspart)

Hörbeispiel: Wo ist Laura (Klavier mit angedeutetem Gesangspart)

Hörbeispiel: Nickis Song (volle Partitur für Band)

Hörbeispiel: Herr Paul (Singstimme mit Klavierbegleitung)

Hörbeispiel: Feuerchor (Singstimme mit Bandbegleitung)

Hörbeispiel: Finale (Playback)