Abgrundschwarz -
Ihr habt mich verletzt!
Verletzungen, Verdächtigungen, Schuldzuweisungen - der Weg in eine Katastrophe.
Ein packendes Theaterstück von Rainer Lutzki
Der 17. jährige Julian ist durch einen Hausbrand traumatisiert und körperlich durch Brandnarben gezeichnet. Vergeblich versucht der Außenseiter, sich einer Clique Gleichaltriger anzuschließen. Auch wird sein Vater verdächtigt Unfallflucht begangen zu haben. Als die Stadt abends durch einen Stromausfall im Dunkeln liegt, folgt die Clique einer Spur. Durch ihre Recherche und ihre internen Beziehungskonflikte entsteht eine Kettenreaktion. Diese führt geradewegs in den Abgrund.
Das Theaterstück gibt es auch als Hörspiel unter dem Titel Dunkler Flecken.
Theaterpädagogische Betrachtung zu „Abgrundschwarz – Ihr habt mich verletzt!“ von Rainer Lutzki
1. Inhalt und Thema
Abgrundschwarz ist ein psychologisch dichtes Stück über Ausgrenzung, Vorverurteilung und die Dynamik von Gewalt und Eskalation. Im Zentrum steht Julian, ein durch ein Trauma gezeichneter Jugendlicher, der versucht, Anschluss an eine Clique zu finden – und dabei erneut Ablehnung, Misstrauen und Verdächtigungen erfährt.
In einer dunklen, angespannten Nacht spitzen sich die Beziehungen innerhalb der Gruppe dramatisch zu, bis eine unaufhaltsame Kettenreaktion ihren Lauf nimmt.
Das Stück stellt die Frage: Was passiert, wenn verletzte Menschen andere verletzen – und niemand mehr innehält?
2. Relevanz für Jugendliche
- Die Themen Trauma, Ausschluss, Gruppendruck, Schuldzuweisungen und emotionale Verletzungen sind für Jugendliche hochaktuell.
- Die Rollen bieten Identifikationspotenzial – sowohl für Außenseiter:innen als auch für Mitläufer:innen, Anführer:innen und Zweifler:innen.
- Die düstere Atmosphäre des Stücks schafft eine intensive emotionale Erfahrungswelt, in der die Konsequenzen von psychischem Druck und fehlender Empathie real erfahrbar werden.
3. Dramaturgische Stärken
- Die Figuren sind differenziert gezeichnet, mit erkennbaren inneren Konflikten.
- Die zunehmende Dunkelheit (Stromausfall) kann als szenisches Mittel für die wachsende Orientierungslosigkeit und Eskalation genutzt werden – großes Potenzial für Licht- und Klangarbeit.
- Der Stückverlauf ist spannend, mit Thriller-Elementen, was für jugendliche Spieler:innen und Zuschauer:innen gleichermaßen fesselnd ist.
4. Theaterpädagogische Impulse
a) Rollenarbeit: Verletzungen sichtbar machen
- Arbeit mit inneren Monologen: Was denkt Julian wirklich in verschiedenen Momenten? Welche inneren Stimmen haben die anderen Figuren?
- Die Spieler:innen reflektieren: Welche Mechanismen führen dazu, dass Julian ausgeschlossen wird? Wie hätte die Gruppe anders reagieren können?
b) Status- und Machtverhältnisse in der Clique
- Durch Improvisationen und Standbilder lassen sich die Machtverhältnisse innerhalb der Clique herausarbeiten. Wer hat das Sagen? Wer ist Mitläufer:in? Wer wird übersehen?
- Statusübungen machen erfahrbar, wie schnell Gruppendruck entsteht – und wie schwer es ist, sich ihm zu entziehen.
c) Szenische Analyse von Kettenreaktionen
- Szenen mit Kippmomenten (z. B. gegenseitige Schuldzuweisungen, Gerüchte über Julians Vater) können isoliert bearbeitet und in alternativen Verläufen ausprobiert werden (Forumtheater).
- So kann reflektiert werden, wie Eskalationen entstehen – und wie man ihnen entgegenwirken kann.
d) Einsatz von Raum, Licht und Ton
- Der Stromausfall als szenisches Mittel eröffnet Gestaltungsspielraum: Dunkelheit, Taschenlampen, Soundscapes, Herzschläge, angedeutete Bewegungen im Dunkeln …
- Jugendliche können selbst an der Gestaltung der „Abgrundatmosphäre“ mitwirken – das stärkt das künstlerische Selbstverständnis und sensibilisiert für Bühnenwirkung.
5. Zielgruppe und Anforderungen
- Geeignet ab 9./10. Klasse
- Ensemblegröße: flexibel (ideale Gruppengröße 6–10)
- Benötigt sensible Anleitung, da das Stück psychisch belastende Themen wie Ausgrenzung, Suizidgedanken, Gewalt und elterliche Schuld anspricht
- Reflexionsphasen vor, während und nach dem Probenprozess sind empfehlenswert – ggf. unter Einbindung von Schulsozialarbeit oder Beratungsstellen
Fazit:
Abgrundschwarz ist ein starkes Stück über soziale Kälte und psychische Verletzlichkeit, das Jugendliche ernst nimmt und fordert – sowohl im Spiel als auch in der Auseinandersetzung mit Schuld und Mitgefühl. Es eignet sich hervorragend für theaterpädagogische Projekte mit einem sozialkritischen Fokus, etwa im Rahmen von Präventionstagen zu Mobbing, Gewalt oder Resilienzförderung.
Trailer zum Hörspiel: Dunkler Flecken (Theaterstück: Abgrundschwarz - Ihr habt mich verletzt)
Ausschnitt Hörspiel: Dunkler Flecken / Kapitel: Spurensuche (Theaterstück: Abgrundschwarz - Ihr habt mich verletzt)