Halunken, Gauner, Detektive

Charaktere: 19 | Geschlechterspezifische Variationen möglich

Besetzung: 13 Darsteller | Doppelbesetzungen möglich

Spieldauer: 90

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche, Kinder

Publikum: Ab 4

Szenen/Akt: 12 Szenen / 20 Vorspiele

Bilder: 3

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Nach dem Fallen wieder Aufstehen - Struwwelpeters Nachlass


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Nach dem Fallen wieder Aufstehen
oder Struwwelpeters Nachlass

Eine Interpretation des Struwwelpeter.
Spiel für Clowns nach Heinrich Hoffmann von Gerd Knappe

Der Stuwwelpeter als eine Welt gezeigt, in der elterliche Verbote zunächst nur Anlass sind, von einer Gesellschaft höchst abenteuerlicher Kinder zu berichten, die so närrisch und verrückt, so hoffnungslos in ihre Vorstellungen verstrickt zu sein scheinen, dass einem die Eltern wie unsichere Zwischenrufer vorkommen.

Bezeichnend was Vater und Mutter so streng und dringlich äußern, dass sie an ihren Worten Halt suchen, die als sinnlos in der Welt der Kinder zerschellen. Ihnen gehört die Straße, ihnen sind die lebendigen Dinge zugetan, mit einem Wort: die Bühne. Ein Reigen voller blauer Wunder.


Theaterpädagogische Perspektive:


Dieses Stück von Gerd Knappe ist eine faszinierende Clown-Interpretation des klassischen "Struwwelpeter", die die traditionelle Moralerzählung auf den Kopf stellt. Es beleuchtet nicht nur die bekannten Figuren neu, sondern stellt auch die Hierarchie und die Macht der Erwachsenenwelt infrage. Der Fokus auf Clowns macht es zu einem potenziell sehr physischen und humorvollen Stück.

Themen

Das Stück behandelt folgende spannende und dekonstruierende Themen:

  • Dekonstruktion von Autorität und Verbot: Die "elterlichen Verbote" sind lediglich ein "Anlass" für die Kinder, deren Welt die Bühne gehört. Dies hinterfragt die Rolle von Regeln und die Macht derjenigen, die sie aufstellen.
  • Die Welt der Kinder vs. die Welt der Erwachsenen: Das Stück kontrastiert die "närrische und verrückte" Welt der Kinder mit den "unsicheren Zwischenrufern" der Eltern. Es geht um das Aufbrechen der kindlichen Perspektive auf die Welt, die oft als sinnlos von den Erwachsenen abgetan wird.
  • Freiheit und Konsequenz (oder deren Abwesenheit): Die Kinder scheinen "hoffnungslos in ihre Vorstellungen verstrickt" – dies kann als eine Form der absoluten Freiheit interpretiert werden, die sich nicht um die Konsequenzen der Erwachsenen schert.
  • Die subversive Kraft des Humors: Durch die Clown-Form wird die eigentlich moralisierende Geschichte humorvoll und vielleicht sogar absurd verzerrt, wodurch die Verbote ihre Schrecken verlieren.
  • Das Scheitern der Kommunikation: Die Worte der Eltern "zerschellen als sinnlos in der Welt der Kinder", was die Kluft zwischen den Generationen und das Scheitern von traditioneller Erziehung thematisiert.
  • Die Bühne als Raum der Freiheit: Den Kindern gehört die "Straße" und die "Bühne", was den theatralen Raum als Ort der Unabhängigkeit und des Selbstausdrucks feiert.

Spielanreize

Die Clown-Interpretation bietet eine Fülle von Spielanreizen:

  • Clowneskes Spiel und Physical Comedy: Dies ist der zentrale Ansatz. Das Stück fordert die Spieler:innen heraus, mit Übertreibung, Slapstick, Scheitern und Wiederaufstehen zu arbeiten. Emotionen und Handlungen werden übertrieben, die Reaktionen auf Verbote absurd.
  • Nonverbale Kommunikation: Clowns leben oft von ihrer Körpersprache, Mimik und Gestik. Auch ohne viele Worte können die "närrischen und verrückten" Vorstellungen der Kinder deutlich gemacht werden.
  • Interaktion mit dem Publikum: Clowns suchen oft den Kontakt zum Publikum. Dies kann genutzt werden, um die "unsicheren Zwischenrufer" der Eltern oder die Reaktionen der Gesellschaft zu simulieren.
  • Musikalität und Rhythmus: Clown-Szenen haben oft einen starken Rhythmus. Sprachlich können die "Abzählreime" und "Lautgedichte" rhythmisch gestaltet werden, und musikalische Einlagen sind gut vorstellbar.
  • Spiel mit Erwartungen: Die Zuschauer:innen kennen den Struwwelpeter. Das Stück bricht diese Erwartungen auf humorvolle Weise.
  • Kostüme und Masken: Überzogene Clown-Kostüme, bunte Haare, rote Nasen, aber auch Elemente, die an die Struwwelpeter-Figuren erinnern (z.B. lange Fingernägel, wilde Haare) können visuell sehr wirkungsvoll sein.

Zielgruppenansprache

Das Stück ist geeignet für:

  • Mittel- und Oberstufe (ca. 12-18 Jahre): Für diese Altersgruppen ist die humorvolle Dekonstruktion eines bekannten Werkes reizvoll. Es bietet eine Möglichkeit, über Regeln, Rebellion und gesellschaftliche Erwartungen zu sprechen.
  • Theater-AGs, die sich auf physisches Theater, Clownerei oder Comedy konzentrieren: Es ist ideal, um grundlegende Clown-Techniken zu erlernen und anzuwenden.
  • Ensembles, die mit einem bekannten Stoff experimentieren wollen: Für Gruppen, die eine neue Perspektive auf einen Klassiker suchen und bereit sind, ihn humorvoll zu zerlegen.
  • Publikum, das offen für unkonventionelles Theater ist: Das Stück wird nicht die traditionelle "Struwwelpeter"-Moral bedienen, sondern diese aufbrechen.

Umsetzungsideen

  • Leeres, spielfreundliches Bühnenbild: Ein Raum, der zum Spielen und Fallen einlädt, vielleicht mit wenigen, vielseitig nutzbaren Requisiten (z.B. Kisten, Tücher, die sich verwandeln können).
  • Spotlight auf einzelne Clown-Nummern: Die einzelnen Geschichten des Struwwelpeter (z.B. vom Zappel-Philipp, vom Daumenlutscher) könnten als separate Clown-Nummern inszeniert werden, die durch die übergreifende Erzählung verbunden sind.
  • Interaktion mit Off-Stimme/Geräuschen: Die "unsicheren Zwischenrufe" der Eltern könnten als Off-Stimmen oder nur als Geräusche (z.B. überdimensionale Seufzer, verzweifeltes Stammeln) eingespielt werden.
  • Musikalischer Einsatz: Spielerische Musik, die die Clown-Nummern untermalt, aber auch dissonante Klänge, wenn die elterlichen Verbote "zerschellen".
  • Spiel mit Objekten: Alltagsgegenstände könnten auf absurde Weise zweckentfremdet und in das clowneske Spiel integriert werden.
  • Kein moralisierendes Ende: Das Stück sollte die anarchische Freude der Kinderwelt beibehalten, ohne am Ende doch noch eine Moral zu vermitteln. Das "Nach dem Fallen wieder Aufstehen" ist hier nicht nur physisch, sondern auch metaphorisch – die Kinder stehen immer wieder auf gegen die Verbote.

Rollenarbeit

Die Arbeit an den "Clown-Rollen" erfordert von den Spieler:innen:

  • Mut zur Übertreibung und zum Scheitern: Clowns lernen aus ihren Fehlern und machen sie oft sichtbar. Die Spieler:innen müssen bereit sein, sich lächerlich zu machen und ihre Missgeschicke zu feiern.
  • Körperbeherrschung und Physical Comedy: Das Beherrschen von Fallübungen, Slapstick-Techniken und überzogenen Bewegungen ist essenziell.
  • Stimmliche Gestaltung: Die Stimmen der Kinder können hoch, quäkend, übertrieben sein. Die Stimmen der Eltern (falls live gesprochen) können verzweifelt, autoritär, aber wirkungslos klingen.
  • Präsenz und Kontaktfreude: Clowns brauchen eine starke Bühnenpräsenz und die Fähigkeit, mit den anderen Spielern und dem Publikum in Kontakt zu treten.
  • Improvisationsfähigkeit: Viele clowneske Szenen entstehen aus dem Moment heraus. Die Spieler:innen müssen flexibel auf die Aktionen der anderen reagieren können.
  • Verständnis für die Subversion: Die Spieler:innen müssen die tiefere Bedeutung der Rebellion gegen die "Struwwelpeter"-Moral verstehen, um die Komik und den Hintersinn der Darstellung zu vermitteln.

"Nach dem Fallen wieder Aufstehen" bietet eine einzigartige Möglichkeit, einen bekannten Stoff humorvoll und tiefgründig zu dekonstruieren und die freie, anarchische Welt des Clowns zu erkunden.