Charaktere: 7 | 4w 3m

Besetzung: 7 Darsteller

Spieldauer: 60

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche

Publikum: Ab 12

Szenen/Akt: 26

Bilder: 1

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Steinjunge


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Steinjunge

von Gerd Knappe
Ein Werk aus der Stücksammlung PTE – HO – I – YA - PI nach Mythen der Ebenen (Sioux).

STEINJUNGE ist die Geschichte eines Jungen, auf der Suche nach der Vergangenheit seiner Mutter und seiner Herkunft. Sie zu ergründen macht er sich auf den Weg zu erfahren, zu verstehen, zu erleben, was mit ihr geschehen war und ihm geschieht, verlässt er das vertraute Gebiet, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu beobachten und zu befragen, was ihm auf dem Weg seiner Suche begegnet, von dem er befragt und auf die Probe gestellt wird.

Wer die Wahrheit erfahren möchte, muss ehrlich zu sich sein, was ihm auch immer widerfährt.

"

Meine Brüder sind zur Jagd. Kein Geier kreist am Himmel. Kein Rauch steigt. Der Himmel ohne ein Zeichen. Aus meinen Augen wächst ein Fluss. Weit in der Ebene finde ich keinen Fuß mehr im Sand. Und noch keine Nachricht. Hoch unter den Sonnen meiner Geduld, sitz ich allein, bereitend das Essen, lege Holz auf das Feuer, sehe ins Weite und rufe. Ohne eine Antwort, liege ich am Feuer und friere. Hört auf zu rufen!

'Steinjunge'
gehört zur Stücksammlung 
PTE – HO – I – YA - PI nach Mythen der Ebenen (Sioux). 

Im Zusammenspiel reagieren die verschiedenen Wesenheiten untereinander, aufeinander, miteinander. Mensch und Tier machen Erfahrungen aneinander. Ihr Bezugssystem verändert sich, wie einer den anderen sieht, was einer vom anderen hält, wie einer auf den anderen reagiert, wie einer mit dem anderen auskommt, was einer vom anderen braucht.

razzoPENuto präsentiert hieraus drei Geschichten aus dem sogenannten Tierkreis:

Und zwei Geschichten aus dem sogenannten Menschenkreis:

Jede Dramatisierung steht für sich, kann aber auch im Zusammenhang, in der Montage mit anderen Stücken der Sammlung gespielt werden. Es entstehen aus mehreren, andere, nicht geschriebene Geschichten, Sichtweisen der Phantasie.



Theaterpädagogische Perspektive:


"Steinjunge" von Gerd Knappe ist eine tiefgründige Erzählung aus dem "Menschenkreis" der Sioux-Mythen, die sich um die Identitätssuche eines jungen Mannes dreht. Die Themen sind universell und bieten reichhaltiges Material für eine intensive theaterpädagogische Arbeit.

Themen

Das Stück behandelt folgende zentrale und relevante Themen:

  • Suche nach Identität und Herkunft: Der Kern des Stücks ist die existenzielle Frage "Wer bin ich und woher komme ich?". Der Junge macht sich auf den Weg, um die Vergangenheit seiner Mutter und seine eigene Abstammung zu ergründen. Dies ist ein universelles Thema, das besonders junge Menschen in ihrer eigenen Findungsphase anspricht.
  • Vergangenheit aufarbeiten: Es geht darum, sich der eigenen Geschichte, auch den schmerzhaften Teilen, zu stellen, um zu verstehen, was mit der Mutter "geschehen war und ihm geschieht".
  • Wahrheit und Ehrlichkeit: Die Kernaussage "Wer die Wahrheit erfahren möchte, muss ehrlich zu sich sein, was ihm auch immer widerfährt" betont die Notwendigkeit von Selbstreflexion und Mut im Angesicht der Wahrheit.
  • Reise und Transformation: Die äußere Reise des Steinjungen ist gleichzeitig eine innere Reise, auf der er sich selbst und seine Überzeugungen immer wieder neu hinterfragen muss. Er verlässt das Vertraute und wird durch Begegnungen geprüft.
  • Begegnungen und Prüfung: Auf seinem Weg trifft der Steinjunge auf verschiedene Wesenheiten, die ihn befragen und auf die Probe stellen. Dies symbolisiert die Herausforderungen und Lernprozesse im Leben.
  • Einsamkeit und Sehnsucht: Das einführende Zitat "Aus meinen Augen wächst ein Fluss... Hoch unter den Sonnen meiner Geduld, sitz ich allein... Ohne eine Antwort, liege ich am Feuer und friere" drückt die tiefe Einsamkeit und die Sehnsucht nach Verbindung und Klarheit aus.
  • Mensch und Natur/Mythos: Die Verankerung in den Mythen der Ebenen betont die Verbundenheit von Mensch, Tier und Natur und wie sich deren "Bezugssystem" im Laufe der Erfahrungen verändert.

Spielanreize

"Steinjunge" bietet vielfältige Spielanreize, die sowohl monologisches als auch chorisches oder dialogisches Spiel ermöglichen, je nach Inszenierungsansatz:

  • Innerer Monolog und Dialog: Die Geschichte kann als intensiver Monolog eines Suchenden erzählt werden, aber auch als Abfolge von Dialogen mit den Wesenheiten, denen er begegnet. Das Zitat am Anfang deutet auf eine innere Stimme oder einen Erzähler hin.
  • Körperliche Metaphern: Der Titel "Steinjunge" und die Idee, dass er beobachtet und befragt wird, können zu einer stark physischen Interpretation führen. Wie fühlt es sich an, ein "Steinjunge" zu sein, der langsam auftaut oder seine Härte ablegt?
  • Reise als szenisches Element: Die physische Reise kann durch Raum- und Bewegungschoreografien dargestellt werden, die das Verlassen des Vertrauten und das Betreten unbekannter Gebiete visualisieren.
  • Verwandlung und Verkörperung: Die verschiedenen Wesenheiten, denen der Steinjunge begegnet, können von einzelnen Spielern, einem Ensemble oder sogar durch Masken und Puppen dargestellt werden, was viel Raum für kreative Gestaltung bietet.
  • Sprachliche Bildhaftigkeit: Die Poesie der Sioux-Mythen („Aus meinen Augen wächst ein Fluss“, „Hoch unter den Sonnen meiner Geduld“) lädt zu einer intensiven Spracharbeit ein, die die Bilder zum Leben erweckt.
  • Interaktion mit dem Unsichtbaren: Der Steinjunge spricht oft ins Leere, wartet auf Antworten. Dies kann eine starke Spannung erzeugen und die Vorstellungskraft des Publikums anregen.

Zielgruppenansprache

Das Stück ist besonders geeignet für:

  • Oberstufe (ab 16 Jahren) und junge Erwachsene: Die Komplexität der Identitätssuche und die existenziellen Fragen erfordern eine gewisse Reife und die Bereitschaft zur Selbstreflexion.
  • Theater-AGs, die sich mit Mythen, inneren Reisen und Charaktersuche auseinandersetzen möchten: Es ist ideal für Gruppen, die nicht nur eine Geschichte nachspielen, sondern sich tiefgehend mit den universellen menschlichen Erfahrungen beschäftigen wollen.
  • Ensembles, die mit minimalistischen Mitteln starke Atmosphären schaffen wollen: Die Stärke des Stücks liegt in seiner poetischen Sprache und den emotionalen Tiefen.

Umsetzungsideen

  • Reduziertes, symbolisches Bühnenbild: Ein fast leerer Raum, der durch Lichtstimmungen, wenige Requisiten (z.B. ein Feuer, ein Stein, ein Stück Tuch, das einen Fluss symbolisiert) die verschiedenen Stationen der Reise und die emotionale Landschaft des Steinjungen darstellt.
  • Soundscape und Musik: Geräusche der Natur (Wind, Tierlaute), die Klänge der Einsamkeit oder der inneren Zerrissenheit können die Atmosphäre intensivieren. Musik kann die emotionale Reise untermauern.
  • Chorische Elemente: Ein Chor könnte die Fragen oder die Stimmen der Wesenheiten sprechen, denen der Steinjunge begegnet, oder seine inneren Zweifel und Sehnsüchte ausdrücken.
  • Projektionen: Abstrakte Bilder oder Naturaufnahmen können die Reise visualisieren und die mythische Dimension verstärken.
  • Flexible Rollenbesetzung: Die verschiedenen "Prüfer" und "Befrager" könnten von wenigen Schauspielern in multiplen Rollen oder von einem Ensemble dynamisch verkörpert werden.
  • Post-Performance-Diskussion: Die Themen des Stücks eignen sich hervorragend für eine Diskussion mit dem Publikum über Identität, Wahrheit und den Umgang mit der eigenen Vergangenheit.

Rollenarbeit

Die Arbeit an der Rolle des Steinjungen (und den möglicherweise anderen Rollen) erfordert von den Spieler:innen:

  • Intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität: Der Spieler oder die Spielerin muss bereit sein, sich mit den eigenen Fragen nach Herkunft, Sehnsucht und der Suche nach Wahrheit zu beschäftigen.
  • Emotionale Tiefe: Die Figur durchlebt Einsamkeit, Hoffnung, Verzweiflung, Neugier und die Konfrontation mit der Wahrheit. Diese Gefühlspalette muss glaubwürdig dargestellt werden.
  • Körperliche Ausdruckskraft: Die Metapher des "Steinjungen" bietet viel Raum für physische Arbeit – von der Erstarrung bis zur Bewegung, vom Frieren bis zur inneren Wärme der Erkenntnis.
  • Stimmliche Präzision und Poesie: Die Sprache ist bildhaft und bedarf einer sorgfältigen Stimmführung, die die poetische Qualität des Textes hervorhebt und die inneren Zustände des Steinjungen hörbar macht.
  • Reaktionsfähigkeit: Besonders wenn das Stück Begegnungen beinhaltet, müssen die Spieler:innen sensibel auf die Reaktionen der anderen Figuren (oder des imaginären Gegenübers) eingehen können.

"Steinjunge" ist ein bewegendes und tiefgründiges Stück, das eine einzigartige Gelegenheit bietet, die universellen Fragen der menschlichen Existenz auf der Bühne zu erforschen.