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Charaktere: 5 | 3w, 2m

Besetzung: 5 Darsteller

Spieldauer: 80

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche, Kinder

Publikum: Ab 10

Szenen/Akt: 27

Bilder: 1

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Schwanenmädchen


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Schwanenmädchen

Nach einer Geschichte der Lamuten.
Ein Schauspiel von Gerd Knappe.

Die Szene ist eine Bucht am Meer, eine Baumhütte am Wald.

Nach dem Tod von Mutter und Vater leben zwei Brüder allein. Der ältere Dunko ist dem jüngeren Drago, Vater und Mutter zugleich.
Wenn Dunko auf die Jagd geht, hütet Drago die Baumhütte. Am See beobachtet Drago eines Tages drei Schwäne (Siewa, Vila, Rusa), die wenn sie ihr Federkleid ablegen, drei Mädchen (Wanda, Mira, Dunya) sind.

Nach Dragos Versprechen über ihre Existenz zu schweigen, spielen Wanda, Mira, Dunya mit ihm. Doch Dunko spürt Dragos Unruhe, folgt dem Jüngeren eines Tages in die Bucht, obwohl er vorgibt, auf die Jagd zu gehen. Dunko beobachtet das Spiel der Mädchen, verliebt sich und versteckt Wandas Federkleid.
Da sie nicht mehr mit ihren Schwestern nach Süden fliegen kann, wird Wanda Dunkos Frau. Mit der Zeit entfernt er sich von ihr. Da Wanda die Liebe Dunkos vermisst, erinnert sich die Frau an ihr Mädchensein und überredet Drago im Spiel, ihr das Versteck des Federkleides zu offenbaren.

Wieder Siewa, ein Schwan geworden, fliegt sie zurück zu ihren Schwestern. Dunko, sich selbst überlassen, sucht sie eine lange, lange Zeit, Proben der Liebe bestehend.
Als er sie wieder findet, verspricht er ihr das Federkleid zulassen. Auf der Suche nach Liebe, fand er sie und sich auf andere Weise wieder.


Theaterpädagogische Perspektive:

"Schwanenmädchen" von Gerd Knappe, basierend auf einer Geschichte der Lamuten, ist ein poetisches und tiefgründiges Schauspiel über Liebe, Verlust, die Suche nach Identität und die Bedeutung von Freiheit. Es ist eine Geschichte, die universelle menschliche Erfahrungen in einem mythischen Kontext verhandelt.

Themen

Das Stück beleuchtet eine Reihe bedeutsamer und vielschichtiger Themen:

  • Verlust und die Suche nach Ersatz: Nach dem Tod der Eltern fungiert Dunko als Vater und Mutter für Drago. Der Verlust der Eltern prägt die Brüder und ihre spätere Suche nach Zugehörigkeit und Liebe.
  • Bruderbeziehung und Verantwortung: Die komplexe Beziehung zwischen dem fürsorglichen Dunko und dem jüngeren, oft unschuldigen Drago ist ein zentraler Aspekt. Dunkos Verantwortung und später sein Misstrauen gegenüber Drago treiben die Handlung voran.
  • Die Natur der Liebe und des Besitzanspruchs: Dunko verliebt sich in Wanda und nimmt ihr das Federkleid, um sie an sich zu binden. Dies wirft Fragen auf über die Grenzen der Liebe und ob wahre Liebe Besitz einschließt oder Freiheit gewährt.
  • Identität und Transformation: Wanda ist gleichzeitig Schwan (Siewa) und Mädchen (Wanda). Ihr Federkleid ist der Schlüssel zu ihrer wahren Identität und Freiheit. Das Stück thematisiert, wie Menschen durch Liebe und Verlust verändert werden und wie sie sich selbst finden.
  • Sehnsucht nach Freiheit und Rückkehr zu den Wurzeln: Wandas Verlust ihres Federkleides bedeutet den Verlust ihrer Freiheit und ihrer Verbindung zu ihren Schwestern. Ihre spätere Erinnerung an ihr "Mädchensein" und die Rückkehr als Schwan symbolisieren die Sehnsucht nach ursprünglicher Identität und Freiheit.
  • Reue, Läuterung und die wahre Probe der Liebe: Dunko muss einen langen Weg der Suche und "Proben der Liebe bestehend" gehen, um Wanda zurückzugewinnen. Dies ist eine Geschichte der Reue und der Erkenntnis, dass wahre Liebe Loslassen bedeutet.

Spielanreize

Das Stück bietet durch seine mythische Atmosphäre und die emotionalen Bögen vielfältige Spielanreize:

  • Poetische Sprache und Atmosphäre: Der Text verlangt nach einem sensiblen Umgang mit Sprache, um die mythische und zarte Atmosphäre der Geschichte zu transportieren.
  • Kontrastreiche Charaktere: Der verantwortungsbewusste, aber auch besitzergreifende Dunko; der unschuldige, später loyale Drago; und die verwandelbare Wanda/Siewa bieten spannende Charakterstudien.
  • Transformationen auf der Bühne: Die Verwandlung der Schwäne in Mädchen und zurück ist ein zentrales Element. Dies kann durch Körpersprache, Kostümwechsel (oder symbolische Elemente wie Federn), Lichteffekte oder Projektionen eindrücklich umgesetzt werden.
  • Symbolik und Metaphern: Das Federkleid, die Bucht, der Wald, die Jagd – all diese Elemente sind reich an Symbolik und können visuell und körperlich erforscht werden.
  • Bewegungstheater und Tanz: Besonders die Schwäne und ihre Verwandlung laden zu choreografischen Elementen ein, die das Fliegen, das Schwimmen und die Anmut der Schwäne darstellen.
  • Sounddesign und Musik: Naturgeräusche (Meer, Wald, Flügelschlag), Klänge der Schwäne und atmosphärische Musik können die emotionale Reise und die magische Stimmung des Stücks verstärken.
  • Möglichkeiten für Chor: Die Schwestern (Siewa, Vila, Rusa) könnten chorisch agieren und ihre Präsenz auch nach Wandas Verbleib bei Dunko symbolisch aufrechterhalten.

Zielgruppenansprache

Das Stück eignet sich hervorragend für:

  • Mittel- und Oberstufe (ab 14-18 Jahren): Die komplexen emotionalen Themen von Liebe, Besitz, Verlust und Freiheit erfordern ein gewisses Maß an Reife und Reflexionsfähigkeit.
  • Theater-AGs, die sich mit Mythen, Beziehungsdynamiken oder psychologischen Aspekten von Märchen beschäftigen wollen: Es ist ideal, um tief in die Charaktere und ihre Entwicklung einzutauchen.
  • Ensembles, die mit experimentellen Formen, Bewegungstheater und visueller Poesie arbeiten möchten: Das Stück bietet viel Raum für abstrakte und symbolische Inszenierungen.

Umsetzungsideen

  • Wandelbares, minimalistisches Bühnenbild: Eine flexible Kulisse, die sowohl die Bucht am Meer als auch die Baumhütte und den Wald andeuten kann. Stoffbahnen, Lichtprojektionen oder einfache Podeste können diese Orte schaffen.
  • Licht als Erzähler: Einsatz von Licht, um Stimmungen (Sehnsucht, Gefahr, Glück), Tageszeiten und die magischen Verwandlungen zu unterstützen.
  • Kostüme als Ausdruck von Identität: Die Federkleider der Schwanenmädchen können als symbolische, vielleicht leicht abnehmbare Elemente gestaltet werden, die ihre wahre Natur und ihre Freiheit repräsentieren. Die Kostüme der Brüder spiegeln ihre Verbundenheit mit der Natur wider.
  • Fokus auf die Verwandlung: Die Schwanenverwandlung kann ohne aufwendige Technik, nur durch präzise Bewegung, Licht und den Einsatz des Federkleides als Requisite, dargestellt werden.
  • Live-Musik oder Soundscape: Ein Musiker auf der Bühne, der die Szenen begleitet, oder ein detailliertes Sounddesign, das die Naturgeräusche und die mystische Atmosphäre schafft.
  • Chorische Darstellung der Schwestern: Auch wenn Vila und Rusa nicht immer präsent sind, könnten ihre Stimmen oder ihre Präsenz durch einen chorischen Klangteppich oder durch Schattenfiguren angedeutet werden.

Rollenarbeit

Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:

  • Für Dunko:
    • Entwicklung von Fürsorge zu Besessenheit und Reue: Der Spieler muss die komplexe emotionale Reise Dunkos glaubhaft machen, von seiner Rolle als Beschützer über seine possessive Liebe bis hin zu seiner tiefen Reue und Läuterung.
    • Ausdruck von innerer Suche: Seine lange Suche nach Wanda muss nicht nur physisch, sondern auch als innere Reise der Erkenntnis dargestellt werden.
  • Für Drago:
    • Unschuld und Loyalität: Drago ist das Bindeglied zwischen den Welten und muss seine anfängliche Unschuld, seine Freundschaft zu den Schwanenmädchen und seine Loyalität zu Dunko und später zu Wanda darstellen.
    • Gewissen und Vermittler: Seine Rolle als Vermittler zwischen Wanda und Dunko ist entscheidend.
  • Für Wanda/Siewa:
    • Anmut und Freiheit: Die Fähigkeit, die Anmut eines Schwans und die Sehnsucht nach Freiheit körperlich und emotional auszudrücken.
    • Verwandlung: Die Darstellung der inneren und äußeren Transformation von einem freien Wesen zu einer gefangenen Frau und schließlich zur wiedergeborenen Schwanenfrau.
    • Verletztlichkeit und Stärke: Wanda ist verletzlich in ihrer Gefangenschaft, aber stark in ihrem Wunsch nach Freiheit.
  • Klarheit im Ausdruck: Die Spieler:innen müssen die Emotionen und die Beziehungen klar kommunizieren, auch in den mythischeren oder abstrakteren Szenen.
  • Ensemble-Arbeit: Die Beziehungen zwischen den drei Hauptfiguren sind essenziell und erfordern ein hohes Maß an Vertrauen und Zusammenspiel.

"Schwanenmädchen" ist ein zutiefst bewegendes und visuell reiches Stück, das eine wunderbare Gelegenheit bietet, die universellen Themen von Liebe, Freiheit und Verwandlung in einem ästhetisch anspruchsvollen Rahmen zu erforschen.